Lebenskunde

An unserer Schule wird seit vielen Jahren das Fach Lebenskunde angeboten. In der Grundschule nehmen 160 Schüler der Saph-Klassen und der 3. Klassen dieses Angebot des freiwilligen Unterrichtes an.

Was ist Lebenskunde?

Lebenskunde (LK) ist ein zusätzliches Angebot für konfessionslose Eltern und deren Kinder. Es ist nicht mit dem Fach Ethik zu verwechseln. Ethik wird erst ab Klasse 7 verbindlich und mit Noten unterrichtet.
Am LK-Unterricht nimmt man fakultativ und ohne Bewertung teil. Die Schüler erhalten am Ende des Schuljahres ein Testat in Form einer kleinen Urkunde.
LK hat einen festen Platz im Stundenplan der Klasse und wird in kleinen Gruppen (ca. 10 Schüler) in der Mediothek unterrichtet.

Das Unterrichtsfach Humanistische Lebenskunde hat als Anliegen, das Selbstwerterleben und die Individualität der Schüler zu fördern und sie in ihren Ansichten und Haltungen zu stärken.
D.h. vor allem bei den Grundschülern, dass sie lernen, sich zu artikulieren, Gefühle zuzulassen, Empathie zu entwickeln und Strategien erlernen, um in Konflikten angemessen zu reagieren.
Dabei werden die Interessen und Bedürfnisse der Schüler aufgenommen. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und einer Lebensorientierung nehmen die Schüler Gesprächsangebote gern an. Natürlich wird nicht nur geredet, sondern vor allem in spielerischer Art und Weise gelernt. Viele Bewegungsspiele und Lieder helfen bei der methodischen und kindgerechten Umsetzung.
Die Schüler lernen aus Geschichte und Gegenwart Feiertage der Religionen und Weltanschauungen aus humanistischer Sicht kennen. Dabei hilft ihnen der Jahreskreis. Warum feiern wir Weihnachten? Was hat es mit Halloween auf sich? Warum feuert man Silvester Raketen ab? Bringen Glückbringer Glück? Was sind Namenstage? Was bedeutet mein Name? Wo ist der Osterhase, wenn es nicht gerade Ostern ist?
Kinder bringen viele Erfahrungen aus ihrer Lebenswelt mit, über die sie reden wollen. Sie haben Interessen und Bedürfnisse, die im Unterricht aufgegriffen werden. Anhand von geeigneten Themen (Tiere spielen eine große Rolle) wird im LK-Unterricht gemeinsam an der Entwicklung von Kompetenzen gearbeitet, die für die Führung eines selbstbestimmten, verantwortlichen und gelingenden Lebens notwendig sind.
Die Lebensumgebung analysieren, reflektieren und Ideen und Pläne entwerfen für eine humanistische Alltags- und Lebensgestaltung.

Die Unterrichtsstunden beginnen mit lustigen philosophischen Fragen oder einer Traumreise (autogenes Training).

Für den Unterricht stehen jedem Schüler Mappen, Arbeitshefte und Bücher zur Verfügung.

Ziele des Faches:

  • die Menschenwürde anerkennen
  • eigene ethische Positionen entwickeln
  • moralisches Engagement
  • andere Menschen und sich selbst in seiner Unantastbarkeit erkennen
  • solidarisches Verhalten in Konfliktsituationen
  • wissenschaftliche Erkenntnisse von subjektiven Annahmen unterscheiden
  • Glaubens- und Meinungsfreiheit aller Menschen anerkennen und achten
  • kulturelle Hintergründe erkennen

Aspekte der Kompetenzentwicklung:

  • Erfahrungen und Wahrnehmungen
  • Erlebnisse, Gefühle, Deutungen
  • Beschreibungen, Reflexion, Denken, Vergleich Urteil, Wissen
  • Kommunikation und Interaktion
  • Planen, Gestalten, Handeln
  • moralisches Dilemma

Lernfelder:

Humanistische Lebensorientierung

Die Schüler und Schülerinnen

  • können anhand eines Märchens oder Geschichte moralische Probleme artikulieren und den Unterschied von Fantasie und Realität erkennen
  • an konkreten Verstößen ein Grundverständnis entwickeln, was Achtung des Anderen betrifft, Fairness entwickeln, eigene Konflikte vermeiden lernen
  • Kinder- und Menschenrechte kennenlernen
  • wissen, was Mythos und was wissenschaftliche Realität ist
  • haben elementares Wissen von Religionen
  • lernen Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Festen in der Welt kennen
  • erkennen Phasen des menschlichen Lebenslaufs
  • setzen sich mit Notwendigkeit vom Schutz der Umwelt auseinander

Persönlichkeitsentwicklung

Die Schüler und Schülerinnen

  • können an Beispielen aus der Familie und Freundschaften wichtige Aspekte der Gestaltung sozialer Beziehungen erkennen
  • erkennen die Wichtigkeit von gegenseitiger Hilfe
  • nehmen sich unterschiedlich wahr, respektieren sich, wie sie sind
  • können sich von unangemessenem Verhalten distanzieren
  • schlüpfen in verschiedene Rollen, erleben einen Perspektivwechsel
  • wissen was Vorurteile sind und können sich damit auseinandersetzen
  • kennen wichtige Umgangsformen des Alltags
  • wenden Regeln der Kommunikation an
  • lernen über Konflikte zu sprechen und Lösungen zu finden

Verantwortung für Natur und Gesellschaft

Die Schüler und Schülerinnen

  • wissen um die Bedeutung der Natur und deren Erhalt
  • kennen die Aufgaben des Natur- und Tierschutzes
  • lernen Problem von Kindern in anderen Ländern kennen
  • erfahren von Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen
  • bilden sich eine Meinung zum Thema Gewalt

Zur Geschichte des Lebenskundeunterrichtes

Der Begriff Lebenskunde ist älter als das Schulfach. Bereits in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts hatte die Debatte darüber begonnen, ob der dogmatisch- konfessionell geprägte Religionsunterricht noch zeitgemäß ist und an die öffentlichen Schulen gehört.
LK als Bgriff entstand als Alternative zum Religionsunterricht. Im Sinne einer nicht religiösen ethisch-moralischen Unterweisung, die auf die Selbstbestimmung des Individuums zielt, wurde er 1895 von der Jungendweihelehrerin der Berliner Freireligiösen Gemeinde Ida Altmann in ihren Leitsätzen geprägt.
Zu Ostern 1920 begann auf Beschluss der Selbstverwaltung in einigen Vorortgemeinden in den Schulen dieses neue Unterrichtsfach. In Sammelschulen bzw. –klassen wurden die Schüler unterrichtet, die nicht zum Religionsunterricht geschickt wurden.

Kaum vorstellbar, welche Entwicklung dieses Fach bis heute genommen hat. Über 55000 Schüler werden in Berlin und Brandenburg in LK unterrichtet. Auch in anderen Bundesländern ist das Fach auf dem Vormarsch.
Der Humanistische Verband organisiert auch Jugendfeiern, betreut humane Projekte bis hin zur Sterbehilfe.